Möchtest du deinem Freund:deiner Freundin Deutsch beibringen, weißt aber nicht, wie man jemandem Deutsch beibringen kann?

Deutsch ist eine komplexe Sprache und auch wenn man mit Lehrwerken, Apps etc. arbeitet, kann das einen Deutschkurs mit pädagogisch geschulten Trainer:innen mit fundierter Fachausbildung nicht ersetzen.

Demnach Schritt 1:

Einen Einstufungstest machen und zum Deutschkurs anmelden!

Schritt 2:

Überlegen, wie man den:die Lernende:n unterstützen kann. Das hört sich nicht so kompliziert an, ist aber ohne Fachwissen gar nicht so einfach. Deshalb geben wir dir an dieser Stelle gerne Tipps, wie du das bewerkstelligen kannst.

Sprechen und Verstehen:
Wie kann ich sinnvoll und effektiv unterstützen?

  • Langsam und deutlich artikulieren, auf keinen Fall im Dialekt mit Lernenden sprechen.
  • Sind die Lernenden im A-Niveau immer die einfachere Variante eines Wortes verwenden (sehr groß statt riesig, schön statt hübsch/ansehnlich etc.).
  • Je mehr Lernende verstehen können, desto motivierter sind sie. Wenn man sie überfordert, schwindet die Motivation und Frustration setzt ein.
  • Geduld! Nichts demotiviert die Lernenden mehr, als wenn ihr Gegenüber ungeduldig wird oder ihre Sätze für sie beendet, weil er:sie eh schon weiß wies weitergeht und nicht warten will.
  • Da es am Anfang superanstrengend ist, auf Deutsch zu sprechen, empfiehlt es sich, eine bestimmte Zeit pro Tag/Woche (je nach Möglichkeit) zu vereinbaren, in der nur Deutsch gesprochen wird. Damit wird es nicht zu anstrengend, aber man macht es regelmäßig.
  • Auf jeden Fall Fehler beim Sprechen korrigieren, sonst setzen sie sich fest und man wird sie nur schwer wieder los.
  • Oft versuchen die Lernenden beim Sprechen gleich zu komplizierte Grammatik zu verwenden: z.B.: „Ich hatte letzte Woche keine Zeit, ins Kino zu gehen.“ (B-Grammatik) statt „Ich bin letzte Woche nicht ins Kino gegangen, denn ich hatte keine Zeit.“ (A-Niveau). Man kann auch helfen, die simplere Variante zu finden, das Komplizierte kommt dann schon noch später.
  • Positiv sein und Positives ansprechen – wenn was gut war, dann auch sagen z.B. „Das war jetzt ein toller Satz!“ oder „Das hast du dir aber schnell gemerkt!“ – Erfolg bringt Motivation.

Wortschatzaufbau: Wie unterstütze ich Lernende dabei, neue Wörter zu lernen und zu festigen?

  • Eine einfache (nicht umweltfreundliche) Variante für den Aufbau des Grundwortschatzes ist, Dinge in der Wohnung/im Haus mit Post-Ist in drei verschiedenen Farben (für die drei Artikel) zu bekleben. Ein Zettel mit „die Kaffeemaschine“ auf dieselbige, ein Zettel mit „die Wand“ an die Wand usw. Was man jeden Tag liest, wird man sich merken – Wiederholung ist wichtig.
  • Wichtig: Auch immer den Artikel dazusagen, die sind schwierig auf Deutsch und die muss man mitlernen.
  • Viele Lernende finden es auch hilfreich, einen Zettel mit der Grammatik, die sie gerade lernen, an einem Ort, an dem sie des Öfteren sind (gegenüber der Toilette, über dem Waschbecken, in der Küche etc.) aufzuhängen.
  • Auch „draußen“ kann man auf Dinge zeigen und sie benennen, z.B. beim Spaziergang während der Deutschsprechzeit. Je nach Lerntyp sollte man dann aber nicht vergessen, die gelernten Dinge später auch aufzuschreiben oder mündlich zu wiederholen.
  • Beim Erklären von unbekannten Wörtern, Grammatik etc. ist es immer wichtig, einfach zu erklären und gut zu umschreiben.
  • Bilder, Gesten und Laute sind oft wirklich hilfreich zum Einprägen: „Wuff wuff“ (Belllaut) für Hund (Achtung: Diese Laute sind auch nicht in allen Sprachen gleich.), Baby à Wiegebewegung, schwanger à runden Bauch andeuten, etc.). Eselsbrücken helfen sehr z.B. Tür – drücken, Computer – drucken usw.
  • Generell: Was ich nicht verstehe, merke ich mir nicht.

Grammatik: Hilfe, ich verstehe das nicht! – Wie kann man bei Regeln, die man selbst nicht kennt, weiterhelfen?

Wenn du keine Deutschtrainerin:kein Deutschtrainer bist, wirst du dir schwertun, die Grammatik zu erklären. Falls der:die Lernende diesbezüglich Fragen hat, empfiehlt es sich, diese dem Trainer:der Trainerin im Deutschkurs zu stellen. Du möchtest trotzdem helfen?

  • Schau dir die Erklärung im Deutschbuch an. Für dich ist sie wahrscheinlich einfacher zu verstehen als für den:die Lernende. Solltest du nicht sicher sein, verweise auf jeden Fall an den Trainer:die Trainerin. Merken sich die Lernenden nämlich eine falsche Regel/Erklärung, ist es unwahrscheinlich schwierig, diese falsch eingelernten Dinge wieder loszuwerden. Erkläre nur Dinge, von deren Korrektheit du überzeugt bist. Die deutsche Grammatik ist eine schwierige mit vielen Ausnahmen!
  • Manchmal ist es auch so, dass Grammatikregeln, die einfach unverständlich sind, auf die eigene Erst-/Zweitsprache umgelegt, dort genauso funktionieren (nur hat man noch nie darüber nachgedacht). Das ist aber wirklich ein „Manchmal“, denn teilweise verwirrt das dann auch mehr. Also diesen Tipp mit Vorsicht genießen!
  • Von Anfang an versuchen, zum Auf-Deutsch-Denken anzuregen, so anstrengend es ist – im Kopf hin- und herübersetzen bringt nix.
  • Grammatikerklärungen auf einer anderen Sprache machen keinen Sinn, die Lernenden müssen es auf Deutsch verstehen. Oft gibt es in der eigenen Erst-/Zweitsprache nicht mal ein Wort für Grammatikthemen, man denke nur an die deutschen Fälle, die auf Englisch gar nicht existieren.

Spielerisch lernen: Spielt ihr gerne Gesellschaftsspiele? Perfekt!

Generell sind Kinderspiele, die auf Sprache abzielen, super zum Lernen und machen auch Spaß (die meisten lassen sich auch als Trinkspiele nutzen). Zum Beispiel:

  • Tabu Junior
  • Acitivity Junior
  • Was/Wer bin ich?
  • Memory
  • Stadt/Land/Fluss mit alternativen Kategorien wie Verben, Berufe, Essen etc. (Du musst 3 finden, der:die Lernende eins, damit es fair ist) usw.

Mediengestütztes Lernen: Gibt es Webseiten oder Portale, die wir benutzen können?

Klar gibt es die! Je nach Lerntyp und persönlichen Präferenzen auswählen:

und viele mehr!

Ein Wort des Tages

(hier gibt es viele Apps) Das ist eine gute, regelmäßige, nicht überfordernde Zusatzübung. Da diese meist auf Deutsch erklärt werden und der Beispielsatz auch auf Deutsch ist, kannst du auch hier beim Verständnis helfen.

Du wirst auch einiges über deine Erst-/Zweitsprache lernen, wenn du deinem Freund:deiner Freundin beim Deutschlernen hilfst!

Ein letzter Tipp

Nutzt auch unsere DIALOG-Study-Help zum Lernen. Mehr Infos dazu hier.

Hast du noch weitere Ideen oder Fragen zum Thema „jemandem Deutsch beibringen“? Hinterlasse uns einen Kommentar oder kontaktiere uns unter office@dialog-wien.at.