Was man über den Konjunktiv II wissen sollte, wie man ihn gebraucht & bildet sowie praktische Tipps – all das findet ihr hier:
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Das sollte man über den Konjunktiv II wissen:
- Der Indikativ (um den es in diesem Beitrag nicht geht) ist sozusagen die „Normalform“ der Verben. Man verwendet ihn für alles, was wirklich passiert (ist), z.B. „Ich lerne Deutsch.“ oder „Rafal hat gestern einen tollen Kuchen gebacken.“ (siehe auch unsere Blogbeiträge zu den Vergangenheitsformen Präteritum & Perfekt)
- Den Konjunktiv II benutzt man in der klassischen Funktion, um über etwas zu sprechen, was nicht real ist: also für Irreales.
- Dies können Wünsche sein, wie „Jana hätte gern ein E-Bike.“ oder irreale Bedingungen, wie „Wenn ich Millionär wäre, würde ich eine Villa in Spanien kaufen.“ etc.
- Der Konjunktiv II hat aber auch andere Funktionen, darunter Höflichkeit, z.B. „Könnten Sie mir bitte helfen?“ oder man kann ihn auch für Ratschläge („Du solltest einen Workshop bei DIALOG machen.“) und Vorschläge („Wir könnten doch einen Konversationskurs machen!“) gebrauchen.
- Mit all diesen Funktionen ist der Konjunktiv II also sehr wichtig für die gesprochene Sprache.
- Interessanter Fakt: Für alle Verben gibt es im Präsens zwei Formen, dazu später mehr.
So bildet man die Präsensform:
Für die allermeisten Verben ist die Bildung sehr einfach: In einem Hauptsatz steht auf Position 2 die Konjunktiv II-Form des Verbs „werden“. Die Formen sehen so aus:
- ich würde
- du würdest
- er/sie/es würde
- wir würden
- ihr würdet
- sie/Sie würden
Dies wird mit einem Infinitiv, der im Hauptsatz am Ende steht, kombiniert.
Beispiele:
- Ich würde gern Handball spielen.
- Würdest du bitte aufhören?
- Rayan würde niemals Fleisch essen.
- Wir würden das Zimmer gern buchen.
- Würdet ihr gern in Salzburg wohnen?
- Meine Eltern würden nie ohne ihren Hund verreisen.–
–
Eine zweite Möglichkeit ist eine einteilige Konjunktiv II-Form, die aber fast nur für die Verben „haben“ & „sein“ sowie für die Modalverben (die von sich aus schon zweiteilig sind) gebraucht werden. Einige andere Verben werden auch hin und wieder in dieser Form benutzt (Beispiele: siehe unten).
Diese sieht den Präteritum-Formen zum Verwechseln ähnlich. Der wichtigste Unterschied dazu ist: Im Konjunktiv II geben wir einen Umlaut dazu. Bei den irregulären Formen unterscheiden sich außerdem die Endungen (bei den Modalverben und den regulären Verben nicht).
Die Formen von haben & sein:
- ich hätte
- du hättest
- er/sie/es hätte
- wir hätten
- ihr hättet
- sie/Sie hätten
–
- ich wäre
- du wär(e)st
- er/sie/es wäre
- wir wären
- ihr wäret
- sie/Sie wären–
Achtung: Diese einteiligen Formen dürfen also nicht mit einem Infinitiv kombiniert werden!
Beispiele:
- Ich hätte gern ein umweltfreundlicheres Auto.
- Wärst du gern sportlicher?
- Polina hätte viel Geld, aber sie hat alles verspielt.
- Wir wären an deiner Stelle vorsichtig.
- Hättet ihr Zeit für ein Bier?
- Messi & Ronaldo wären eine gute Verstärkung für Rapid Wien.
Die Formen der Modalverben:
- ich könnte
- du könntest
- er/sie/es könnte
- wir könnten
- ihr könntet
- sie/Sie könnten
auch so: „dürfen“, „müssen“
- ich sollte
- du solltest
- er/sie/es sollte
- wir sollten
- ihr solltet
- sie/Sie sollten
auch so: „wollen“ (wird im Konjunktiv II quasi nicht verwendet)
Achtung: „sollen“ & „wollen“ kommen im Konjunktiv II ohne Umlaut, „können“, „müssen“ & „dürfen“ kommen mit Umlaut.
Beispiele:
- Ich müsste eigentlich Deutsch lernen, aber das Wetter ist einfach zu schön.
- Könntest du mir kurz helfen?
- Volodymyr dürfte fernsehen, aber er liest lieber.
- Wir sollten mehr Gemüse und weniger Fleisch essen.
- Müsstet ihr nicht in der Schule sein?
- Die Kinder könnten doch ihre Oma besuchen.
Interessanter Fakt: „möchten“ ist eigentlich die Konjunktiv II-Form von „mögen“.
Konjunktiv II der Vergangenheit:
Die gute Nachricht zuerst: Es gibt nur eine Vergangenheitsform, die ihr ab B2 braucht. Sie entspricht dem Indikativ Perfekt, das bedeutet: Man braucht eine Form von haben oder sein, und zwar die vom Konjunktiv II Präsens (siehe oben: hätte/wäre), und das Partizip II. Die Regeln für den Gebrauch von sein/haben sind genau wie im „normalen“ Perfekt (Klick hier für unseren Blogbeitrag dazu).
hätt-/wär- + Partizip II
Beispiele:
- Ich wäre gern zur Party gekommen, aber ich hatte Kopfschmerzen.
- Hättest du doch nur auf mich gehört!
- Ohne Eduardos Hilfe hätte Livia die Prüfung nicht bestanden.
- Wir hätten die Wohnung fast gekauft, aber sie war am Ende zu teuer.
- Wärt ihr gern in Paris geblieben?
- Die Studierenden hätten gern mehr Zeit gehabt.–
–
Bei den Modalverben passiert etwas Interessantes: Diese werden ohne Partizip II, aber mit der Konjunktiv II-Form von haben (hätte; niemals wäre!) und zwei Infintiven gebildet:
hätt- + 2x Infinitiv
Beispiele:
Ich hätte zur Party gehen sollen.
Du hättest sie nicht allein lassen dürfen.
Livia hätte mehr lernen müssen.
Wir hätten die Wohnung kaufen sollen.
Ihr hättet die Schokolade eigentlich nicht essen dürfen.
Meine Eltern hätten mehr sparen müssen.
Wünsche
Eine der am häufigsten gebrauchten Funktionen vom Konjunktiv II sind Wünsche. Das Gewünschte ist irreal, deshalb ist die Benutzung hier auch logisch. Die Vergangenheitsform nutzen wir für Wünsche, für die es leider schon zu spät ist. Wünsche kommen immer mit dem Adverb „gern“.
Beispiele:
- Luigi hätte gern ein leichteres Fahrrad.
- Ich würde gern öfter verreisen.
- Jens wäre gern ein bisschen spontaner.
- Wir hätten das Haus gern gekauft.
- Zoran hätte gern Philosophie studiert.
Höflichkeit
Es gibt viele Situationen, in denen man gern höflich sein möchte: Im Restaurant, im Büro, als Servicekraft aber auch mit Familie & Freund:innen uvm. Ein Teil davon fällt schon unter den Punkt Wünsche (z.B. wenn man im Restaurant bestellt), ein weiterer wichtiger Teil sind hier höfliche Fragen.
Beispiele:
- Ich hätte gern ein großes Bier.
- Könnten Sie mir bitte ein Glas Wasser bringen?
- Würden Sie mir bitte kurz helfen?
- Wären Sie so nett und würden das Fenster öffnen?
- Dürfte ich sie fragen, wie spät es ist?
Vorschläge & Ratschläge
Mit dem Modalverb können und den Modalpartikeln „doch“ und „ja“ im Konjunktiv macht man typischerweise Vorschläge, mit dem Modalverb sollen im Konjunktiv Ratschläge. Für Ratschläge gibt es noch mehr Klassiker (siehe Beispiele).
Beispiele:
- Wir könnten doch ins Kunsthistorische Museum gehen.
- Du könntest ja deinen Chef fragen.
- Ihr solltet wirklich mehr Sport machen.
- Wenn ich du wäre, würde ich mal zum Arzt gehen.
- An Ihrer Stelle würde ich nach Graz reisen.
Irreale Konditionalsätze
Konditionalsätze sind meistens „wenn“-Sätze und wenn sie irreal sind, benutzt man sie mit Konjunktiv II. In der Vergangenheitsform bereut man oft eine verpasste Chance. Der Konjunktiv II kommt in Haupt- und Nebensatz. Vergangenheit und Präsens können zusammen auftreten (siehe 3. Beispiel unten).
Beispiele:
- Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mehr Sport machen.
- Wenn Paulina besser Englisch sprechen würde, würde sie leichter einen Job finden.
- Wenn du Elektrotechnik studiert hättest, würdest du mehr verdienen.
- Wenn ich nach Sevilla gezogen wäre, hätte ich Spanisch lernen müssen.
Irreale Vergleiche
Irreale Vergleiche machen die Sprache lebendiger, hier kann man kreativ werden und Humor zeigen. Der Konjunktiv II kommt hier in einem Nebensatz mit „als ob“, „als wenn“ (Verb am Ende) oder nur „als“ (Verb auf Position 2).
Beispiele:
- Tomislav schaut aus, als ob er gestern einen zu viel getrunken hätte.
- Ich fühle mich, als hätte mich ein Zug überfahren.
- Elena tut so, als wenn sie hier die Chefin wäre.
- Sie geben ihr Geld aus, als ob sie im Lotto gewonnen hätten.
Dies sind die wichtigsten Formen & Funktionen des Konjunktivs II. Einige weitere (wie Passiv, irreale Folgen etc.) lernt ihr in den C1-Kursen, am besten bei DIALOG.–
Übungen zum Konjunktiv II:
Zum Üben haben wir hier Wünsche & irreale Bedingungen:
–
Bei uns in den Deutschkursen lernt ihr den Konjunktiv II ab den B1-Kursen. In B2 und C1 wird er schließlich vertieft, dort werden dann auch komplexere Formen, wie Konjunktiv II im Passiv gelernt.
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Herbst 2023
